Willkommen beim  Bashing-Festival gegen Israel!
    Jedes Jahr tagt  die Vollversammlung der Vereinten Nationen zur "Palästinafrage" – ein  bekanntes Ritual. Doch dann hält Israels UN-Botschafter eine bemerkenswerte  Rede. Der Wortlaut in Auszügen. Von Ron Prosor
    Ich stehe vor  der Welt als ein stolzer Repräsentant des Staates Israel und des israelischen  Volkes. Ich stehe aufrecht vor Ihnen, wissend, dass Wahrheit und Moral auf  meiner Seite sind. Und doch stehe ich hier auch in dem Wissen, dass heute in  dieser Versammlung die Wahrheit auf den Kopf gestellt und die Moral beiseite  gelassen werden wird.
    Tatsache ist:  Immer wenn Mitglieder der internationalen Gemeinschaft über den  israelisch-palästinensischen Konflikt reden, breitet sich ein Nebel aus, der  alle Logik und moralische Klarheit verhüllt. Das Ergebnis ist nicht  Realpolitik, sondern Surrealpolitik.
    Der  unnachgiebige Fokus der Weltöffentlichkeit auf den israelisch-palästinensischen  Konflikt ist ungerecht gegenüber den mehr als zehn Millionen Opfern von  Tyrannei und Terrorismus im Nahen Osten. Während wir hier reden, werden  Jesiden, Bahai, Kurden, Christen und Muslime exekutiert und vertrieben von  radikalen Extremisten in einer Größenordnung von 1000 Menschen pro Monat.
    Wie viele  Resolutionen haben Sie letzte Woche verabschiedet, die sich mit dieser Krise  beschäftigten? Und wie viele Sondersitzungen haben Sie einberufen? Die Antwort  ist: null. Was sagt dies über das internationale Interesse am Leben der  Menschen? Nicht viel, aber es spricht Bände über die Heuchelei der  internationalen Gemeinschaft.
Rechte der Araber in Israel
   Von den  300 Millionen Arabern im Nahen Osten und Nordafrika sind weniger als ein halbes  Prozent wirklich frei – sie sind alle Bürger des Staates Israel. Israelische  Araber zählen zu den am besten ausgebildeten Arabern der Welt. Sie zählen zu  unseren führenden Ärzten und Chirurgen, sie werden in unser Parlament gewählt,  und sie dienen als Richter an unserem Obersten Gericht.
    Millionen von  Männern und Frauen im Nahen Osten würden sich solche Chancen und Freiheiten  wünschen. Und dennoch: Eine Nation nach der anderen wird heute dieses Podium  betreten und Israel kritisieren – die kleine Insel der Demokratie in einer  Region, die von Tyrannei und Unterdrückung heimgesucht wird.
    In unserem  Konflikt ging es nie um die Errichtung eines palästinensischen Staates. Es ging  immer um die Existenz des jüdischen Staates. Vor genau 67 Jahren, am 29.  November 1947, stimmten die Vereinten Nationen dafür, das Land in einen  jüdischen und einen arabischen Staat aufzuteilen. Ganz einfach. Die Juden  sagten ja. Die Araber sagten nein. Aber sie sagten nicht nur nein. Ägypten,  Jordanien, Syrien, Irak, Saudi-Arabien und der Libanon begannen einen  Vernichtungskrieg gegen unseren neugeborenen Staat. Das ist die historische Wahrheit,  die die Araber zu verdrehen suchen.
    Der historische  Fehler der Araber hat Folgen bis heute – es sterben Menschen im Krieg, es  sterben Menschen durch Terrorismus, es werden Menschen entstellt durch die  politische Engstirnigkeit der Araber. Laut UN wurden rund 700.000 Palästinenser  vertrieben in dem damaligen Krieg, den die Araber selbst begonnen hatten.  Zugleich wurden rund 850.000 Juden gezwungen, aus arabischen Ländern zu  fliehen.
Die Misere des palästinensischen Volkes
    Wie kommt es,  dass die Vertreibung der Juden 67 Jahre später von den Vereinten Nationen  komplett vergessen wird, während die Vertreibung der Palästinenser jedes Jahr  Gegenstand einer Debatte ist? Der Unterschied ist: Israel hat alles getan, die  jüdischen Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren. Die Araber taten  genau das Gegenteil.
    Die schlimmste  Unterdrückung des palästinensischen Volkes gibt es in den arabischen Ländern.  Im überwiegenden Teil der arabischen Welt wird Palästinensern die  Staatsangehörigkeit vorenthalten, werden sie auf aggressive Weise  diskriminiert. Es wird ihnen verwehrt, Land zu besitzen oder bestimmte Berufe  zu ergreifen. Und dennoch wird keines – nicht ein einziges – dieser Verbrechen  in den Ihnen vorliegenden Resolutionen erwähnt.
    Wenn es Ihnen  um die Misere des palästinensischen Volkes ginge, dann gäbe es wenigstens eine  einzige Resolution zur Tötung von Tausenden von Palästinensern in Syrien. Und  wenn Ihnen die Palästinenser so am Herzen lägen, dann gäbe es wenigstens eine  Resolution, die die Behandlung der Palästinenser in den libanesischen  Flüchtlingscamps verurteilte.
    Aber es gibt  keine. Der Grund dafür ist, dass es in der heutigen Debatte nicht darum geht,  über den Frieden oder über das palästinensische Volk zu sprechen – sondern  gegen Israel. Dies ist nichts anderes als ein Hass- und Bashing-Festival gegen  Israel.
    Die  europäischen Nationen behaupten, für "Liberté, Égalité, Fraternité"  zu stehen – für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Aber nichts könnte  weiter entfernt von der Wahrheit sein. Ich höre europäische Spitzenpolitiker  oft erklären, dass Israel das Recht habe, in sicheren Grenzen zu existieren.  Das ist außerordentlich freundlich. Doch muss ich sagen: Wenn ich jetzt und  hier erklärte, Schweden habe das Recht, in sicheren Grenzen zu existieren,  würde das ungefähr genauso viel Sinn machen.
    In  Sicherheitsfragen hat Israel auf die harte Tour gelernt, dass es sich auf  andere nicht verlassen kann – jedenfalls ganz bestimmt nicht auf Europa. 1973,  an Jom Kippur, dem höchsten israelischen Feiertag, haben die arabischen  Nachbarstaaten Israel angegriffen. Kurz vor Kriegsausbruch traf Golda Meir,  unsere damalige Premierministerin, die schwierige Entscheidung gegen einen  Präventivschlag. Der israelischen Regierung war klar, dass ein Präventivschlag sie  die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft kosten würde.
    Während die  arabischen Truppen an jeder Front näher rückten, verschlimmerte sich die Lage  in Israel. Wir hatten mehr und mehr Verluste, Waffen und Munition wurden  gefährlich knapp. In dieser Stunde unserer Not beschlossen Präsident Nixon und  Außenminister Henry Kissinger, uns Galaxy-Transporter mit Panzern und Munition  zu schicken. Das einzige Problem war, dass die Transportflugzeuge auf dem Weg  nach Israel auftanken mussten.
    Während unsere  Existenz auf dem Spiel stand, war Europa nicht einmal bereit, die Flugzeuge  nachtanken zu lassen. Die USA schritten abermals ein und handelten aus, dass  die Flugzeuge auf den Azoren tanken dürfen. Die israelische Regierung und das  israelische Volk werden nie vergessen, dass uns nur ein einziges Land zur Hilfe  kam: die Vereinigten Staaten von Amerika.
Schwedens historischer Fehler
   Israel  ist der leeren Versprechen europäischer Spitzenpolitiker müde. Das jüdische  Volk hat ein gutes Gedächtnis. Wir werden nie vergessen, dass ihr uns in den  40er-Jahren im Stich gelassen habt. Dass ihr uns 1973 im Stich gelassen habt.  Und dass ihr uns heute wieder im Stich lasst. Jede europäische Volksvertretung,  die vorschnell und unilateral einen palästinensischen Staat anerkannt hat, gibt  den Palästinensern genau das, was sie wollen: Staatlichkeit ohne Frieden.
    Indem man ihnen  die Staatlichkeit auf dem Silbertablett serviert, belohnt man unilaterales  Handeln und nimmt den Palästinensern den Anreiz, zu verhandeln oder Kompromisse  zu schließen oder der Gewalt abzuschwören. Die Botschaft, die man so sendet,  lautet, dass die palästinensische Autonomiebehörde in einer Regierung mit  Terroristen sitzen und zu Gewalt gegen Israel anstiften kann, ohne irgendeinen  Preis dafür zu bezahlen.
    Das erste  EU-Mitglied, das einen palästinensischen Staat offiziell anerkannt hat, war  Schweden. Man wundert sich, warum die schwedische Regierung so begierig auf  diesen Schritt war. Im Fall anderer Konflikte in der Region ruft sie zu  direkten Verhandlungen auf – für die Palästinenser jedoch, Überraschung, rollt  sie den roten Teppich aus. Außenministerin Söder mag hier eine historische  Anerkennung durch ihre Regierung feiern, tatsächlich aber handelt es sich um  einen historischen Fehler.
    Israel hat auf  die harte Tour gelernt, dass es schreckliche Folgen haben kann, auf die  internationale Gemeinschaft zu hören. 2005 haben wir unilateral sämtliche  Siedlungen aus dem Gazastreifen entfernt und all unsere Bürger abgezogen. Hat  uns das dem Frieden irgendwie näher gebracht? Nicht im geringsten.
Noch eine Terrorkratie?
   Stattdessen  hat es dem Iran den Weg geebnet, seine Terrorvertretungen zu schicken und vor  unserer Haustür eine Terrorhochburg zu errichten. Ich kann Ihnen versichern,  dass wir denselben Fehler nicht zweimal machen werden. Wenn es um unsere  Sicherheit geht, können und werden wir uns nicht auf andere verlassen. Israel  muss in der Lage sein, sich allein zu verteidigen.
    Die meisten  Menschen glauben, dass es sich bei diesem Konflikt im Kern um einen Kampf  zwischen Juden und Arabern oder zwischen Israelis und Palästinensern handelt.  Sie irren sich. Es handelt sich um einen Kampf zwischen Menschen, denen das  Leben heilig ist, und jenen, die den Tod feiern.
    Nach dem  brutalen Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem wurde in palästinensischen  Städten und Dörfern gefeiert. Man tanzte auf der Straße und verteilte  Süßigkeiten. Junge Männer posierten mit Äxten vor der Kamera, von den  Minaretten gab es per Lautsprecher Glückwünsche an die Adresse der Terroristen,  die als "Märtyrer" und "Helden" bejubelt wurden.
    Nicht zum  ersten Mal haben die Palästinenser den Mord an unschuldigen Zivilisten  gefeiert. Wir sehen das nach jedem Terroranschlag auf israelische Zivilisten,  wir sahen das, als sie am 11. September auf die Straße gingen, um den Angriff  auf das World Trade Center hier in New York City zu feiern. Fragen Sie sich:  Was für einen Staat würde eine solche Gesellschaft hervorbringen? Braucht der  Nahe Osten wirklich noch eine Terrorkratie? Manche Mitglieder der  internationalen Gemeinschaft tun alles, um einen solchen Staat hervorzubringen.
    Als wir heute  das UN-Gebäude betraten, passierten wir die Fahnen aller 193 Mitglieder der  Vereinten Nationen. Zählen Sie: Es gibt 15 Fahnen mit einem Halbmond und 25 mit  einem Kreuz. Und eine einzige mit dem Davidstern. Unter all den Nationen dieser  Erde gibt es einen kleinen Nationalstaat für das jüdische Volk. Für manche  Leute ist das ein Staat zu viel.
    Wenn ich vor  Ihnen stehe, muss ich an die Jahre denken, als das jüdische Volk mit seinem  Blut für die Ignoranz und Gleichgültigkeit der Welt bezahlen musste. Diese Zeit  ist vorbei. Niemals werden wir uns dafür entschuldigen, ein freies Volk in  einem souveränen Staat zu sein. Niemals werden wir uns dafür entschuldigen,  dass wir uns verteidigen.
    Den Nationen,  die immer noch dem Vorurteil den Vorzug vor der Wahrheit geben, rufe ich zu:  "J'accuse!" Ich klage euch der Täuschung an. Ich klage euch an, weil  ihr denjenigen, die unseren Staat zerstören wollen, Legitimität verleiht. Ich  klage euch an, weil ihr in der Theorie Israel das Recht auf Selbstverteidigung  zugesteht, in der Praxis aber Israel dieses Recht absprecht. Ich klage euch an,  weil ihr Konzessionen von Israel verlangt, aber nicht von den Palästinensern.  Angesichts dieser Vergehen ist das Urteil klar: Ihr seid nicht für den Frieden,  ihr seid nicht für das palästinensische Volk. Ihr seid nur gegen Israel.
  gekürzte Fassung (Übersetzung: rha, wfr, apo)