»So zogen hin der König von Israel, der König von Juda und der König von Edom. Und als sie sieben Tagesreisen weit gezongen waren, hatte das Heer und das Vieh, das bei ihnen war, kein Wasser. Da sprach der König von Israel: Oh weh! Der HERR hat diese drei Könige hergerufen, um sie in die Hände der Moabiber zu geben! Josaphat aber sprach: Ist kein Prophet des HERRN hier, damit wir den HERRN duch ihn befragen? Da antwortete einer unter den Männern des Königs von Israel und sprach: Hier ist Elisa, der Sohn Saphats, der Elia Wasser auf die Hände goss. Josaphat sprach: Des HERRN Wort ist bei ihm. So zogen sie zu ihm hinab, der König von Israel und Josaphat und der König von Edom« (2Kö 3,9-12).
Drei Könige machen dem Bauernsohn von Abel-Mehola einen Besuch. Wie war das gekommen?
Nach dem Tod Ahabs waren die Moabiter von Israel abgefallen. Da verbündete sich Joram von Israel mit Josaphat von Juda, um die Moabiter zu bestrafen. Das tributpflichtige Edom schloss sich auch dem Kriegszug an.
Da in der Wüste kam nach sieben Tagesreisen das Heer in große Not. Es fehlte an Wasser. Menschen und Tiere fingen an vor Durst zu verschmachten. Man sah den Tod vor Augen.
Der König Joram gab sich der Verzweifelung hin. Er rief: O weh, der Herr hat diese drei Könige geladen, dass er sie in der Moabiter Hände gebe. Er war fassungslos und hoffnungslos, denn er war gottlos. Und gottlose Leute haben in der Not keinen Halt. Wohin sollen sie sich auch wenden? Für sie gibt es nur Verzweifelung.Sie sehen kein Durchkommen mehr, da greifen sie zum Revolver oder zum Gift, um sich selbst umzubringen.
Ganz anders wirkt die Notlage auf den König Josaphat. Er spricht: Ist kein Prophet des HERRN hier , dass wir den Herrn durch ihn ratfragen? Josaphat war ein frommer Mann. Darum war es ein großes Unrecht von ihm gewesen, mit dem gottlosen König Joram ein Bündnis zu schließen und gemeinsame Sache mit ihm zu machen. Das ist gegen das Wort und den Willen Gottes. Aber nun in der Not, da ist sein erster Gedanken doch: der Herr! Was sagt Gott, der Herr?
Wunderbar wie verschieden dieselbe Not auf die Herzen der Menschen einwirkt! König Joram gerät in Verzweiflung, König Josaphat fragt nach Gott, um von ihm Wink und Weisung zu bekommen. Joram ist hoffnungslos, Josaphat gibt die Hoffnung nicht auf.
So ist es auch heute noch. Der eine wird durch die Not, durch die Trübsal verhärtet und verbittert. Er hadert mit Gott, er entfernt sich immer mehr von Gott. Und der andere lässt sich durch die Not zum Herrn hinführen. Er fragt nach ihm, um sich bei ihm Rat und Hilfe zu holen. Gewiss ist dein Weg auch schon durch Dunkelheit hindurchgegangen. Was haben die Trübsale gemacht? Haben sie dein Herz verhörtet und verbittert oder haben sie es weich gemacht und weit für Gott geöffnet? Gewiss wird es auch in Zukunft in deinem Leben Dunkelheit geben. Sieh zu, dass jede Not, dass jede Trübsal dich nur noch fester und inniger mit Gott, dem Herrn, verbindet! Sie zu, dass du aus jeder Not herausgehst als einer, den Gott hat segnen können!
Auf Josaphats Frage wird ihm geantwortet, der Prophet Elisa sei da. Wie kam denn der Mann des Friedens in den Krieg? Als der das schreckliche Strafgericht bei Bethel erlebt hatte, da hatte er sich auf den Berg Karmel geflüchtet, um in der Stille und Einsamkeit das Gleichgewicht seiner Seele wiederzufinden. Dann nach einiger Zeit hatte Gott ihm den Auftrag gegeben, nach Samaria zu gehen. Es heißt allerdings nur: »Er kehrte von dannen um gen Samaria« (2Kö 2,25). Es steht nichts davon da, dass Gott ihm diesen Auftrag gegeben hat. Aber das versteht sich von einem Propheten Gottes ganz von selber. Das braucht nicht jedes Mal besonders hervorgehoben zu werden. Einer, der im Dienste Gottes steht und von Kinder Gottes gilt dasselbe -, geht keinen Schritt und macht keinen Weg, ohne Auftrag von seinem Herrn zu haben. Ein Kind Gottes ist gewiss: Der Weg, auf dem ich gehe, und der Platz, an dem ich stehe, das ist allein der Ort, auf den Gott mich gestellt hat. Das allein gibt Ruhe ins Herz und festen Boden unter die Füße.
Als Elisa in Samaria war, kam der Krieg. Und da kam wieder der Auftrag: »Ziehe mit dem Heer!« Elisa fragt nicht, sondern er zog mit. Er dachte, es werde gewiss eine Stunde kommen, wo man ihn brauchen könnte. Und diese Stunde kam. Als die Not über das Heer hereinbrach, da fragte man nach ihm. Da kamen die drei Könige, um ihn zu besuchen und ihn um Rat zu fragen, was sie tun sollten.
Ja, jetzt konnten sie ihn finden! In der Not besannen sie sich auf ihn. Sie hätten sich diese Not ersparen können, wenn sie ihn vorher gefragt hätten.
So geht es leider oft! Zuerst schlägt man nach eigenem Belieben einen Weg ein und dann, wenn man keinen Ausweg mehr seiht, wenn man sich festgefahren hat, ja, dann muss Gott die verfahrene Sache wieder zurechtbiegen. Dann soll er helfen. Vorher hat man nicht an ihn gedacht. Vorher hat man nicht nach ihm gefragt. Hinterher, da fällt es einem ein, siech an Jesus zu wenden! Wie falsch ist das! Wie traurig! Wie wird dadurch der Herr betrübt und verunehrt! Und wie viel Kummer und Herzeleid zieht man sich selber zu, das man sich ganz gut ersparen könnte. Wie viele Enttäuschungen und schmerzliche Erfahrungen waren gar nicht gottgewollt! Die haben wir uns nur selbst zuzuschreiben, weil wir eigene Wege gingen, weil wir nicht nach Gott fragten, als es noch Zeit war!
Viele meinen geradezu, der Heiland sei nur dazu da, ihnen die Sünden zu vergeben. Mir sagte einem eine fromme Dame: »Ach, ich finde es so köstlich, mir alle Tage wieder meine Sünden vergeben zu lassen!« Was ist das für eine Ansicht! Jede Sünde betrübt doch den Herrn! Nein, nicht nach der Sünde zum Herrn Jesus kommen und ihn um Vergebung bitten, sondern vor der Sünde zu ihm zu kommen und sich von ihm bewahren lassen, das macht ihm Freude. Im Hebräerbrief heißt das: Gnade zur rechtzeitigen Hilfe. Und wann ist die Hilfe eine rechtzeitige Hilfe? Nach der Sünde oder vor der Sünde? Offenbar vor der Sünde!
Wie viel Schweres hätten wir uns ersparen können in unserem Leben, wenn wir immer Gnade zur rechtzeitigen Hilfe gehabt hätten.
Es ist so wahr, was der Herr Jesus gesagt hat: »Ohne mich könnt ihr nichts tun!« Und doch wird das so oft vergessen, auch von Kindern Gottes. Man kann noch so viel allein machen, man kann Gespräche führen ohne Jesus, Briefe schreiben ohne Jesus, Pläne machen ohne Jesus, Entschlüsse fassen ohne Jesus, sich verloben ohne Jesus, Häuser kaufen ohne Jesus usw. Das ist traurig. Das Ende trägt die Last.
Da geht Abraham in die Teuerung nach Ägypten, Das war ein eigener Weg. In Ägypten sagt er von seiner Frau, Sara wäre seine Schwester. Der König lässt sie holen. Wenn sich nicht Gott ins Mittel gelegt hätte, wäre sie in den Harem Pharaos gekommen. Pharao gibt ihm sein Frau zurück. Aber was für eine peinliche, beschämende Stunde, als der heidnische König dem Vater der Gläubigen, dem Freund Gottes sagen muss: »Du hast mich ja belogen!«
Diese Blamage hätte Abraham sich ersparen können. Diese Schmach hätte er seinem Gott nicht anzutun brauchen, wenn er nicht diesen eigenen Weg gegangen wäre! Es ist ganz gewiss, wenn er in der Teuerung in Kanaan beblieben wäre, dann hätte Gott seinen Auserwählten auf wunderbare Weise durchgebracht. Was für ein Kapitel voll göttlicher Hilfe und Herrlichkeit würde es sein, während es jetzt ein Kapitel ist voll Lug und Trug, voll Sünde und Schande!
Geh keinen eigenen Weg mehr ohne Gott! Fass nicht mehr selbst Entschlüsse! Sondern sage es Jesus! Frage den Herrn! Erkenne, dass es Wahrheit ist:
»Ich brauch dich allezeit, du gnadenreicher Herr!
Ich brauch dich, o ich brauch dich, Jesus, ja, ich brauch dich;
Ich muss dich immer haben, Herr, segne mich!«
von Ernst Modersohn