Reisebericht: Schwarzmeerküste in Rumänien - mit Vorsicht zu genießen

von Simon Depner

Von Freunden hatte ich viele Berichte über die Schwarzmeer Küste in Rumänien gehört, die einen fielen positiv wiederum andere negativ aus. Im August dieses Jahres hatte ich selber die Möglichkeit, für vier Tage am Schwarzen Meer in Rumänien zu sein.

Nach langer und anstrengender Fahrt kamen wir in der Nacht um 00:30 Uhr im Hotel Miorita in Neptun an. Die Anmeldung an der Rezeption dauerte dann noch eine halbe Stunde; für das Ausfüllen von zwei Formularen waren zwei Bedienstete ca. 30 Minuten beschäftigt. Was die guten Damen so alles in dieser Zeit machten, wird wohl nur ihr Geheimnis bleiben. Meinen Schätzungen nach konnte diese Arbeit in 5-10 Minuten ohne Anstrengung bewältigt werden. Nachdem die Formulare aufgefüllt waren, wurden wir aufgefordert die Rechnung sofort zu bezahlen obwohl wir vorher unseren Reisepass abgeben mussten. Ich war über diese Praxis etwas irritiert, da ich in der Regel meine Hotelrechnung erst bei der Abreise begleiche. Beim zählen des Geldes musste ich dann feststellen, dass ich die geforderte Summe gar nicht in dieser Höhe in Lei parat hatte. Daraufhin holte ich meine Kreditkarte raus und reichte sie der Dame über die Theke. Diese schaute mich nur komisch an und sagte das wäre hier nicht möglich. Dann fragte ich Sie was wir nun mache sollten? Ihre Antwort war dann: „Keine Ahnung, ich kann nur Lei entgegennehmen“. Ich hatte noch so viele  Leis um ein Zimmer zu bezahlen und machte der Dame den Vorschlag, vorerst nur ein Zimmer zu bezahlen um unsere Sachen abzustellen und den noch fehlenden Betrag der Rechnung in Lei umzutauschen. Dieser Vorschlag passte unserer Dame überhaupt nicht und sie argumentierte das mit folgenden Worten: „Dann muss ich die ganzen Formulare noch mal neu schreiben und das kann ich nicht machen“. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war meine Geduld am Ende und ich hätte am liebsten das Abendteuer Schwarzes Meer in Rumänien sofort abgebrochen. In der Nähe von unserem Hotel fragte ich dann einen Ladenverkäufer ob ich hier nicht Euros in Lei umtauschen könnte das um diese Urzeit alle Banken zu waren. Das war hier nicht möglich aber sie wies mich auf ein Hotel in der Nähe mit Bankautomaten hin, wo ich dann auch Leis abheben konnte.
Der zweite Schock lies gar nicht lange auf sich warten, denn als wir das Hotelzimmer betraten schlug uns eine schlechte Luft entgegen, der Teppichboden war schmutzig, das Bad in einem erbärmlichen Zustand, es war einfach zum weinen... An dieser Stelle möchte ich lieber meine Bilder weiter berichten lassen lassen:

Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und reisten sofort aus diesem Hotel wieder ab und machten uns auf die Suche nach einem neuen Hotel. Nachdem wir einige Objekte inspiziert hatten und feststellen mussten, das diese zwar teuerer aber auch keinen besseren Zustand aufwiesen, trafen wir glücklicherweise einen Freund der sich hier gut auskannte und uns seine Erfahrung zuteil werden ließ. Er sagte: „Vergesst hier die Hotels, wir suchen uns ein Quartier bei Privatleuten“. Diese Leute bauen einen Teil ihres Hauses für Gäste um und bieten sie dann zur Vermietung an. In folgenden Gesprächen bekamen wir dann allerhand nützliche Information über die Zustände hier. Er sagte uns etwas, was für mich sehr überraschend war, dass der größte Teil der Hotels an der rumänischen Schwarzmeerküste noch immer dem rumänischen Staat gehören. Es finden sich keine Investoren um diese Hotels zu privatisieren  und sie auf einen angemessenen Standard zu bringen. Kein Wunder, nachdem man den ausländischen Investoren über Jahre hinweg, nur die erdenklichsten Hindernisse in den Weg stellte.

Wir fanden dann auch schnell eine privat Unterkunft, die dann auch tatsächlich ein ganz anderes Bild abgab; Hier war es sauber, schön eingerichtet und dazu noch um einiges billiger als das Zimmer im Hotel. Für ein Zimmer zahlten wir  hier 400 000 Lei und im Hotel waren es 650 000 Lei pro Zimmer.

Am ersten Abend in der neuen Unterkunft, die Nachrichten wurden gerade auf einem rumänischen Sender ausgestrahlt, wurde die Meldung angesagt, dass TUI alle Urlaubsverträge an der rumänischen Schwarzmeerküste für das kommendes Jahr storniert hätte. Für mich war diese Meldung eine zwangsmäßige Maßnahme des deutschen Reiseunternehmens . Mit dem Gedanke and die armen Touristen, die hier oft nur abgezockt werden und einen schlechten Service für ihr Geld erhalten, war es so etwas wie eine Genugtuung und eine Bestätigung meiner bisherigern Eindrücke.

Die Strände waren einigermaßen sauber aber die Wasserqualität war ziemlich schlecht, da es dieses Jahr besonders viele Algen an der Schwarzmeerküste gibt.

Noch eine kleine Poante zum Schluss: Wir wollten zwischendurch mal in einer Wechselstube 100 Euro in Lei umtauschen. Als wir zu zweit in die kleine Stube eintraten, wurden wir in einem total unfreundlichen Ton angefahren und gefragt, ob wir nicht gelesen hätten, dass gleichzeitig nur eine Person hier eintreten dürfte. Ich versicherte der Thekendame wir würden nix stehlen und auch nix kaputt schlagen und erkundigten uns nach dem Wechselkurs und ob wir hier Kommission zahlen müssten. Die Dame wies auf einen Zettel mit den aktuellen Wechselkursen hin und sagte nur „Da steht’s geschrieben!“. Da hier kein Hinweis über eine Kommission zu finden war fragte ich sie zum zweiten mal ob wir Kommission zahlen würden, aber auch diesmal blieb meine Frage unbeantwortet. Wir reichten ihr die 100 Euros und kriegten dann den entsprechenden Betrag in Leis  zurück und einen Beleg wo dann die Posten schön aufgelistet waren. Zum Schluss stand: 250 000 Lei Kommission, dieses entspricht ca. 6 % der Wechselsumme. Wir wollten dann die getauschten Leis zurückgeben und unsere 100 Euros zurück haben, aber die Frau hinter der Theke weigerte sich dazu. So wurden wir auch hier reingelegt und fühlten schlecht behandelt.

Zum Schluss möchte ich noch ein kleines Fazit abgeben;

Für uns Westeuropäer lohnt sich ein Urlaub an der rumänischen Schwarzmeerküste zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht. Betrachtet man die schlechten Straßen und den mangelhaften Service, dann sollte man sich für das entsprechende Geld einen anderen Urlaubsort aussuchen. Ohne Insiderkenntnisse hat man in Rumänien allerorts schlechte Karten, da die Gesellschaft immer noch auf kurzfristige Geschäfte gepolt ist und noch nicht gelernt hat, wie man die Kunden behandelt um sie langfristig an sich zu bindet und auf diesem Wege eine stabile und auf lange Sicht ausgerichtete Geschäftsbasis aufbaut.

Rumänien repräsentiert eine EU-Tauglichkeit von 30 %. Fokussiert man diese Betrachtung nur auf den Service so kann man diesen Faktor noch mal halbieren.

 

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